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Eine neue Strategie in der Migränebehandlung

 

PD Dr. med. habil. Konrad Taubert über Migränebehandlung

Privatdozent Dr. med. habil.
Konrad Taubert

  • studierte Medizin an der Universität Halle. Er spezialisierte sich in einer weiteren vierjährigen Facharztausbildung als Physiotherapeut – ein Studiengang, den es in der Bundesrepublik nicht gibt und den man als die wissenschaftlich fundierte Ausbildung zum Naturarzt beschreiben kann. 
  • In seinen Studien- und Praxisjahren in Halle, Dresden, Bad Kösen, Berlin und Mahlow widmete er sich den naturheilkundlichen Aspekten seines Fachgebietes, qualifizierte sich besonders auf den Gebieten der Manualtherapie (Wikipedia), Neuraltherapie (Wikipedia), Akupunktur und Psychotherapie und wurde im Jahre 1978 zum Chefarzt der Klinik für Physiotherapie in Neubrandenburg berufen. 
  • Seit seiner Habilitation im Jahre 1991 lehrt er bis 2004 an der Ernst-Moritz-Arnd-Universität in Greifswald als Privatdozent das Fachgebiet Physiotherapie. 

Zusammenfassung

Es gibt wesentliche Hinweise darauf, dass im Gehirn eines Migränepatienten eine höhere Erregung als im Gehirn von Kontrollpersonen herrscht. Es werden verschiedene Methoden vorgestellt, die diese erhöhte Erregung reduzieren und damit Migräneanfälle mindern oder verhüten können.

Wenn die Eltern eines Kindes ständig übererregt und unter Druck sind, dann kann es schon passieren, dass sie das Kind anschreien oder sogar mal schlagen. Sind die Eltern aber ruhig und entspannt, dann kann sich das Kind schon Einiges erlauben, ohne dass es zu scharfen Reaktionen der Eltern kommt. Ähnliche Vorgänge spielen sich im Gehirn des Migränepatienten ab.

In mehreren Untersuchungen wurde gezeigt, dass sich im Gehirn des Migränepatienten etwa 25% weniger Magnesium befindet als im Gehirn einer Kontrollperson. Magnesium wirkt aber beruhigend. Fehlt es, so kommt es zu einer Übererregbarkeit. Bei Ratten findet man einen Zusammenhang der Übererregbarkeit (wie sie bei der Migräne feststellbar ist) mit dem Absinken des Hirn-Magnesium-Spiegels.

Bei der familiären hemiplegischen Migräne, einer Migräne, bei der zusätzlich im Anfall Lähmungserscheinungen auftreten, wurden Veränderungen von Kanälen in bestimmten Hirnzellen gefunden. Diese Kanäle kontrollieren, wie viel Calcium in die Zelle eingeschleust werden kann. Sind diese Kanäle gestört, kommt es einer erhöhten elektrischen Instabilität und einer erhöhten Erregbarkeit. Diese Ionenkanalveränderungen wurden bei der einfachen Migräne nicht immer gefunden. Eine erhöhte Erregbarkeit im Gehirn konnte aber in verschiedenen Untersuchungen bei Migränepatienten nachgewiesen werden.Untersuchungen mit der Contingenten negativen Variation(CNV), einer Messung der Hirnströme auf Reize, haben gezeigt, dass das Gehirn des Migränepatienten stärker als das Gehirn von Kontrollpersonen auf innere und äußere Reize reagiert. Man fand auch, dass sich das Gehirn der Migränepatienten nicht wie das der Kontrollpersonen an einen bestimmten Reiz gewöhnt. Das bedeutet, dass das Gehirn des Migränepatienten nicht abschalten kann, sondern ständig (über-)erregt ist. Die Untersuchungen haben weiterhin erbracht, dass die erfolgreiche Behandlung von Migränepatienten mit einem die Übererregbarkeit dämpfenden Medikament (einem Betablocker) zu einem Abklingen der Übererregbarkeit führte. Was letztendlich auch die Ursache für die Übererregbarkeit sein mag, aus diesen Befunden schließen einige Migräneexperten, dass die Migräne auf einer permanenten Übererregbarkeit im Gehirn beruht.

Ziel der Behandlung ist es nun, die erhöhte Erregbarkeit im Gehirn des Migränepatienten zu reduzieren und damit die Schwelle, die erreicht werden muss, um einen Migräneanfall auszulösen, so hoch zu bringen, dass die Migräne nur noch selten oder gar nicht mehr ausgelöst wird. Damit ist nicht die Behandlung des akuten Migräneanfalls gemeint, die weiterhin je nach Intensität und Einstellung von Arzt und Patient weiter durchgeführt wird. Hier geht es um die Verminderung und Verhütung von Migräneanfällen in der Zukunft.

Für die Absenkung bzw. die Normalisierung der Übererregbarkeit im Gehirn des Migränepatienten bieten sich u.a. folgende schon bekannte und effektive Methoden an:

. die 5 Prinzipien der Kneippschen Therapie

         Ordnungstherapie, hier vor allem die Entspannung

         Wasserbehandlung

         Bewegungstherapie

         Kräutertherapie und

         Ernährung

. Magnesiumgaben

. Galvanisation

. Akupunktur, aber auch Medikamente wie

. Antiepileptika

. Calciumantagonisten oder

. Betablocker.

Unser Bestreben ist es, erst alle Möglichkeiten der nicht-medikamentösen Therapie auszuschöpfen, bevor Medikamente eingesetzt werden. Deshalb sollen zuerst die nicht-medikamentösen Verfahren vorgestellt werden.

  

Kneipptherapie

. Ordnungstherapie, Entspannungstherapie

Wenn schon Kneipp vor über 100 Jahren die Bedeutung eines geordneten, ruhigen Lebens erkannte, dann gilt dies heute umso mehr. Die Anforderungen an die Menschen steigen immer stärker. Viele Kinder werden in und durch die Schule überfordert. So ist es kein Wunder, dass die Migräne bei Schulkindern erheblich zugenommen hat. Auch die Belastungen im pubertären Alter sind gestiegen. Dazu kommt, dass sich die Jugendlichen zusätzlich noch durch Diskobesuche bis zum frühen Morgen oder bestimmte zusätzliche Anforderungen überlasten. Im Erwachsenenalter wird in vielen Arbeitsbereichen eine maximale Leistung verlangt. Wenn dabei immer noch die Drohung im Raum hängt, den Arbeitsplatz zu verlieren, dann befinden sich Viele am Rand der Belastungsgrenze. Berücksichtigen wir noch, dass wir immer häufiger unter Lärm und unangenehmen Beschallungen leiden, dass wir uns immer weniger bewegen, dass wir immer mehr das Falsche essen und unseren Körper mit zahlreichen unnötigen Medikamenten belasten, dann ist es ein Wunder, dass wir immer noch so gut funktionieren. Die Belastung ist für Migränepatienten aber schon so groß, dass es zu Migräneanfällen kommt. Für sie ist es deshalb besonders wichtig, „Ordnung in ihrem Leben zu schaffen“. Das bedeutet vor allem, das richtige Verhältnis zwischen Anspannung und Entspannung zu schaffen oder erst einmal überhaupt eine Entspannung zu erreichen. Dafür sollte der Migränepatient eine Entspannungsmethode (Autogenes Training, Progressive Entspannung, Yoga, Tai Chi, Chi Gong, Transzendentale Meditation, Zen u.v.a.) erlernen und auch täglich durchführen.

Leider graust es nicht wenige Migränepatienten vor der Entspannung. Das ist oft unbewusst, doch lässt es sich damit erklären, dass nach einigen stressigen Tagen am darauf folgenden Tag der Ruhe plötzlich ein Migräneanfall auftreten kann. Einige Migränepatienten können und wollen deshalb keine Ruhe geben. Sie müssen ständig etwas tun. Das ist verständlich, aber man muss dabei berücksichtigen, dass die Migräne an einem Ruhetag nur dann erfolgt, wenn einige stressige Tage vorausgegangen sind. Wenn die vorausgehenden Tage nicht stressig waren, dann tritt auch keine Migräne auf. Ziel muss es deshalb sein, im Sinne der Ordnungstherapie das Leben, die Arbeit so zu gestalten, dass möglichst wenig Stress auftritt.Ist das nicht möglich, dann kann man mit einer Entspannungstherapie, vermehrter Bewegung oder einer Wasserbehandlung den Stress so schnell wie möglich noch am gleichen Tag abbauen. Auch dann kann die anfallsfördernde Wirkung von stressigen Tagen gemindert oder verhindert werden.

  

. Wasserbehandlung

Die wichtigste Methode für Kneipp, um eine erhöhte Erregbarkeit zu normalisieren, war die Wasserbehandlung. Leider ist diese doch mit einigen Aufwendungen verbunden, wenn man eine Wasserbehandlung wie ansteigendes Armbad, wechselwarmes Bad oder Güsse durchführt. Für die heutige Zeit und für Migränepatienten ist die Sauna die optimale Wasserbehandlung. Sie löst eine wohlige Entspannung aus, härtet ab, bringt den Kreislauf in Schwung, normalisiert den Blutdruck, erweicht die verkrampften Muskeln und hat zahlreiche weitere positive Wirkungen. Sinnvoll ist diese Methode allerdings auch nur, wenn sie regelmäßig durchgeführt wird. Doch das geht bei der Sauna oft noch am leichtesten, dass man sie routinemäßig durchführt, z.B. jeden Mittwochnachmittag zur Sauna. Das läuft dann von allein. Wenn man überlegen muss, ob man in die Sauna geht oder nicht, dann fallen einem 50 Ausreden ein, um es nicht zu tun. Besonders gut tut die Sauna, wenn man sich mit Freunden dabei trifft. Leider gibt es einige Migränepatienten(nach unseren Erfahrungen nicht mehr als 5%), die durch die Sauna regelmäßig einen Migräneanfall erleiden. Das soll natürlich nicht sein. Prophylaktisch ist dafür zu sorgen, dass der Saunaraum nur mit warmen Füßen betreten wird („Kopf kalt, Füße warm, macht den besten Doktor arm“). Bei kalten Füßen sollte man ein in der Temperatur ansteigendes Fußbad durchführen oder die Füße warm rubbeln. Dann sollten die Ruhephasen ausreichend sein, mindestens so lange, wie man im Saunaraum gesessen hat, am besten jeweils eine Viertelstunde nachruhen. Es hat sich gezeigt, dass Migränepatienten 3x empfindlicher als Kontrollpersonen auf einen Sauerstoffmangel reagieren. Deshalb wäre es sinnvoll, nicht gerade in eine vollbesetzte Sauna am Abend zu gehen, sondern möglichst zu Beginn der Saunazeit. Wenn es sich einrichten lässt, sollte auch die Tür vor dem Saunagang mal kurz geöffnet werden, um neuen Sauerstoff einzulassen. Helfen all diese Maßnahmen nichts, dann ist auf die Sauna zu verzichten. Hier ist es sinnvoll, dann Wassertreten, ansteigende Fußbäder, Wechselbäder oder Güsse durchzuführen.

  

. Verstärkt Bewegung

Unser Körper ist noch der des Steinzeitmenschen, so schnell ändert sich ein biologisches Wesen nicht. Wenn man bedenkt, dass der Steinzeitmann täglich eine Strecke von 30 km zurückgelegt hat, dann sieht man, wie weit wir uns von diesen Anforderungen entfernt haben. Mancher steigt ins Auto, fährt zur Arbeit, steigt dort in den Fahrstuhl und sitzt dann 8 Stunden am Schreibtisch. Da kommen oft nicht mal mehr 100 Meter Laufstrecke zusammen. Durch die mangelnde Bewegung werden wir dicker, erregter, Herz und Kreislauf reagieren überschießend, der Stuhlgang wird träge, die Muskeln verkrampfen u.v.a.m. Leider fallen schon in der Schule viele Sportstunden aus. Viele Kinder können nicht mehr schwimmen. Wenn Jugendliche ins Fitness-Studio gehen, dann nicht wegen der Gesundheit, sondern wegen der Figur. Doch die dabei verwendeten Übungen sind gesundheitlich oft gar nicht günstig. Am sinnvollsten ist ein Ausdauersport (Walking, Joggen, Radfahren, Tanzen). Beim Schwimmen wird oft die sowieso schon bei Migränepatienten traktierte Halswirbelsäule durch das Zurückbeugen der Halswirbelsäule beim Brustschwimmen noch mehr belastet. Kraulen oder Rückenschwimmen sind günstiger, aber nicht immer möglich. Ein amerikanischer Sportmediziner schrieb mir, dass er jeden Migränepatienten anfallsfrei bekommen hätte, wenn dieser täglich etwa 10km in einer Stunde laufen würde. Ich habe noch keinen Migränepatienten dazu überreden können, doch die Patienten, die pro Woche mehrere Male 3 bis 5 km gehen, berichten schon von einer Besserung. In einer türkischen Studie konnte die Anzahl der Migräneanfälle pro Monat halbiert werden, als die Migränepatienten 6 Wochen täglich 20 Minuten auf dem Heimfahrrad trainierten. Es reicht schon einfaches Spazierengehen, am besten täglich 45 Minuten (ununterbrochen!) oder 3x eine Stunde. Bewegung wirkt wie die Betarezeptorenblocker, die derzeit erfolgreichsten Medikamente zur Prophylaxe der Migräne. Während die Betarezeptorenblocker aber Nebenwirkungen haben können, treten bei verstärkter Bewegung noch zahlreiche weitere positive Effekte auf (Besserung von Blutdruck, Blutfetten, Normalisierung des Blutzuckers, verbesserte Stimmung, weniger Verspannungen u.v.a.m.)

 

. Kräuterbehandlung

Obwohl es zahlreiche  Kräuter gibt, denen positive Wirkungen bei der Migräne nachgesagt werden, ist diese Behandlungsform bei uns weitgehend in den Hintergrund getreten. Das ist sicher nicht berechtigt. So wissen wir, dass Pestwurz die Zahl der Migräneanfälle meist um mehr als die Hälfte reduzieren kann. Auch von Mutterkraut, Fieberkraut und Ginkgo gibt es Hinweise, dass sie die Migräne vermindern können.

 

. Ernährung

Schon der Altvater der Medizin, Hippokrates, sagte: Eure Nahrung soll eure Medizin sein und eure Medizin soll eure Nahrung sein. Das gilt auch für die Migräne. Hier haben wir verschiedene Einsatzmöglichkeiten:

.. Meiden von Migräneauslösern

Fast in jedem Artikel über die Migräne wird auch über die Auslösung eines Anfalls durch Käse, Schokolade oder salzige Nahrungsmittel berichtet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nur etwa 20% der Migränepatienten bemerken, dass die Nahrung Migräneanfälle auslösen kann. Für diese Patienten ist es allerdings sehr sinnvoll, diese Nahrungsmittel, die bei ihnen Anfälle ausgelöst haben, zu meiden.

.. Meiden von Kochsalz

Mehrfach wurde daraufhin gewiesen, dass eine erhöhte Kochsalzaufnahme (z.B. ein Beutel Salzstangen) einen Migräneanfall auslösen kann. Erhöhtes Kochsalz im Blut führt auch zu einer erhöhten Reaktivität der Blutgefäße gegenüber blutdruckerhöhenden Stoffen. Das spielt nicht nur beim Bluthochdruck, sondern auch bei der Migräne eine Rolle. Durch Kochsalz kommt es auch zu einer verminderten Wirkung der körpereigenen Morphiumstoffe (Endorphine). Da durch die Kochsalzreduzierung noch weitere positive Wirkungen zu erwarten sind, kann man sie schon heute vor allem bei Migränepatienten mit Bluthochdruck empfehlen. Da Natrium und Kalium in einen gewissen Gegensatz stehen und Kaliummangel auch Kopfschmerzen und Migräne auslösen kann, sollte die Ernährung nicht nur natriumarm, sondern auch kaliumreich sein. Das erreicht man mit viel Obst und Gemüse.

.. Einschränkung reiner Kohlehydrate bzw. von Zucker

Es ist bekannt, dass durch Fasten, Auslassen einer Mahlzeit oder durch Hunger eine Migräne ausgelöst werden kann. Obwohl die Vorgänge dabei noch nicht vollständig geklärt sind, nimmt man als Ursache eine Verminderung des Blutzuckerspiegels unter den Normalwert an.

Diese Unterzuckerungen werden vor allem durch die Aufnahme von Zucker ausgelöst. Wird eine Zuckerlösung aufgenommen (die meisten käuflichen Getränke), dann kommt es zu einem Blutzuckeranstieg. Dieser löst sofort eine starke Insulinausschüttung aus. Das Insulin senkt den Blutzucker, leider nicht nur bis zur Normgrenze, sondern löst oft auch eine Unterzuckerung aus. Dabei werden wir unruhig und am schnellsten hilft uns dabei – Zucker. Doch wiederholt sich dabei der Vorgang. Das ist die sogenannte Zucker- oder Kohlenhydratfalle. Dadurch nehmen wir mit der Zeit nicht nur an Gewicht zu, es treten auch Krankheiten wie die Zuckerkrankheit, Bluthochdruck u.a. auf. Wenn wir Migräne vermeiden wollen, sollten wir nicht nur keine Mahlzeit auslassen, nicht sporadisch fasten, sondern auch Zucker so weit wie möglich meiden. Sinnvoll dagegen sind die sogenannten komplexen Kohlehydrate wie Vollkornbrot oder Vollkornreis. Der Zucker wird dabei so langsam freigesetzt, dass es nicht zu einer starken Blutzuckererhöhung kommt. Dadurch wird die Insulinausschüttung geringer und es tritt keine Unterzuckerung mehr auf.

.. Ausreichend Wasserzufuhr

Stress ist der häufigste Migräneauslöser. Wassermangel ist aber Stress für den Körper. Außerdem führt Wassermangel zu einer Erhöhung von Histamin und Cholesterin. Beide fördern die Migräne. Deshalb erstaunt es, dass wissenschaftliche Experten erst jetzt festgestellt haben, dass Wassermangel Migräneanfälle auslösen kann. Batmanghelidj hat bei zahlreichen Patienten die Migräneanfälle wesentlich gelindert oder beseitigt, indem er sie dazu brachte normal oder etwas mehr zu trinken. Wenn ich in der Sprechstunde einen Patienten frage, wie viel er trinkt, so senkt dieser fast immer schuldbewusst den Kopf und sagt: Ich weiß Herr Doktor, ich trinke zu wenig. Wie viel sollte man trinken? Man rechnet Körpergewicht x 3, d.h. eine Frau mit 60kg sollte 1,8 Liter trinken. 2/3 davon sollen reines Wasser sein, ein Drittel kann auch in Form anderer Getränke aufgenommen werden. Gewarnt wird allerdings vor Kaffee, schwarzem Tee und säuernden Getränken.

 

. Magnesiumgaben

Eigentlich gehört die Magnesiumzufuhr mit zur Ernährung. Obwohl Experten im Fernsehen immer wieder behaupten, wir würden mit der Ernährung genügend Vitamine und Mineralien aufnehmen, so stimmt das bei der Magnesiumzufuhr nicht. Während die Deutsche Gesellschaft für Ernährung 350mg Magnesium pro Tag fordert, fand Holtmeier nur eine tägliche Magnesiumaufnahme von 235mg. Weiterhin wird der Magnesiumverbrauch durch Stress, durch Sport, durch Kaffeetrinken oder Alkohol erhöht. Leider sagt der Magnesiumblutspiegel nur wenig über die tatsächlich vorhandene Magnesiummenge im Körper aus. Der erfahrene Arzt findet aber schnell aus den Schilderungen der Patienten Hinweise für einen Magnesiummangel (Wadenkrämpfe, andere Krämpfe, Erregung, Herzrasen, Schlafstörungen, Verstopfung u.v.a.). Es gibt zahlreiche Untersuchungen, in denen ein Magnesiummangel bei Migränepatienten gegenüber Kontrollpersonen nachgewiesen werden konnte. Verschiedene Untersuchungen erbrachten eine Besserung oder ein Verschwinden der Migräne, wenn der Migränepatient ausreichend Magnesium zu sich nahm. Wie viel sollte der Migränepatient davon einnehmen? Nach unseren Erfahrungen sind ohne ärztliche Betreuung 2x 300mg Magnesium sinnvoll. Wichtig ist hierbei der reine Magnesiumanteil. Auf der Packung wird aber oft nur das Gewicht des ganzen Moleküls angegeben. Sinnvoll ist derzeit 2x 300mg Magnesium aus Magnesiumcitrat. Es gibt auch magnesiumreiche Mineralwässer. Die sind besonders zu empfehlen, weil dadurch die Magnesiumaufnahme besonders biologisch erfolgt und außerdem die meist fehlende Wassermenge ergänzt wird.

Als Nebenwirkung von Magnesiumpräparaten wird der Stuhlgang etwas weicher, Verstopfungen verschwinden oft. Das wird von den vielen verstopften Migränepatienten mit Freude festgestellt. Selten tritt einmal ein Durchfall auf. Dann pausiert man und reduziert die Dosis so weit, bis kein Durchfall mehr auftritt. Später wird die volle Dosis dann meist vertragen. Man kann die Magnesiumenge auch in eine Flasche geben und mit Wasser auffüllen. Dies wird im Verlauf des Tages getrunken. Durch die Verteilung über Stunden tritt dann meist kein Durchfall mehr auf. Der Durchfall tritt oft auf, wenn der Patient Pilze im Darm hat.

 

. Galvanisation

Beim galvanischen Strom, wie er aus einer Taschenlampenbatterie kommt, haben wir einen positiven und einen negativen Pol. Unter dem positiven Pol kommt es zu einer Beruhigung, unter dem negativen Pol zu einer Erregung. Vor über 100 Jahren wurde diese Methode natürlich mit stärkeren Strömen schon erfolgreich bei der Migräne eingesetzt, indem der Pluspol an die Stirn und der Minuspol an den Hinterkopf angelegt wurde. Vor kurzem wurden solche Versuche auch an der Universität Göttingen erfolgreich bei Migränepatienten durchgeführt. Eine solche Behandlung ist meist nur sinnvoll, wenn sie der Patient selbst zu Hause für eine längere Zeit durchführt. Für diesen Zweck gibt es derzeit noch keine Geräte. Die Ergebnisse unterstützen aber die oben vorgestellte Theorie einer Übererregbarkeit des Gehirns von Migränepatienten, die durch bestimmte Maßnahmen reduziert werden kann.

 

 

. Akupunktur

Obwohl die Akupunktur demnächst bei Rücken- und Knieschmerzen als Kassenleistung eingesetzt wird, ist die Methode immer noch umstritten. Dass sie aber hilft, oft besser als die bisherige schulmedizinische Therapie, ist nach den Massenversuchen der Krankenkassen nicht mehr zu bestreiten. Wenn 80% der behandelten Patienten sagen, dass es ihnen nach der Akupunktur besser geht oder sie beschwerdefrei sind, dann muss man dies zur Kenntnis nehmen. Leider ist die Akupunktur nicht für die Migräne zugelassen worden. Die Akupunktur hat aber eine, die Erregbarkeit dämpfende Wirkung. Wir sehen das daran, dass etwa 30% unserer Patienten bei der Akupunktur einschlafen und dass Patienten mit Ängsten viel ruhiger werden. Das lässt sich damit erklären, dass bei der Akupunktur beruhigende Stoffe wie Serotonin oder körpereigene Morphiumstoffe freigesetzt werden.

Wenn diese Methoden keinen Erfolg hatten, wenn der Patient keine Zeit für bestimmte Selbstbehandlungen oder Behandlung hat oder wenn er Medikamente verlangt, dann kommen

. Antiepileptika

. Betablocker und

. Calciumantagonisten zum Einsatz.

Diese Medikamente werden nur über ein Rezept ausgeliefert, die Behandlung kann nur von einem Arzt erfolgen. Deshalb wird hier nicht näher darauf eingegangen. Alle drei Medikamentengruppen senken aber die erhöhte Erregbarkeit des Gehirns.

Häufig fragen mich Migränepatienten, wie oft oder wie lange muss ich denn die Entspannungsmethode oder die Wasserbehandlung durchführen oder wie lange muss ich Magnesium einnehmen? Das ist so, als wenn man den Tankwart in der Tankstelle fragt, wie oft muss ich denn noch tanken? Im Prinzip lebenslang. Glücklicherweise verschwindet die Migräne manchmal z.B. nach einer Akupunkturbehandlung für Jahre. Man behandelt deshalb mit einigen Methoden (Medikamente, Entspannung, Magnesium) 3 bis 6 Monate. Ist dann eine Anfallsfreiheit oder eine weitgehende Besserung eingetreten, setzt man mit der Behandlung aus. Geht es dem Patienten weiterhin gut, freut man sich. Treten wieder Anfälle auf, wird die Behandlung wieder aufgenommen und nach einem Jahr erneut ausgesetzt.

Es gibt noch mehr Wege, die ans Ziel führen!

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